Hutmachergedanken.
Dienstag, 23. April 2013
Zu viel Kopf.
Ich hab keine Ahnung wie spät es ist. Vielleicht Mitternacht. Vielleicht halb eins. Mondscheinstunde. Von drinnen hören wir gedämpftes Gelächter, Gekreische. Sie alle haben zu viel. Zu viel Alkohol. Zu viel Licht. Zu viel Stimme. Zu viele Worte. Zu viele Augen.
Und dann sind da wir zwei. Wir haben uns verzogen. Auf die andere Seite der Glasscheibe. Alles ruhig. Mit zu wenig Licht. Und wir stehen da. Im Mondschein. Reden. Lachen. Albern herum, bis wir irgendwann ganz nah beieinander stehen. Bis du aufblickst, in den Himmel und dann zurück in meine Augen. Du lächelst. Kommst näher. Spüre deine Lippen auf meinen.

***

Mir ist kalt. Meine Hände stecken bis zu den Knöcheln in den Taschen meiner Jeanshose und ich versuche die lauten Worte deines Freundes auszublenden, der neben uns her läuft. Sinnlose Buchstaben, sinnlos aneinandergereiht. Er hatte auch zu viel. Ich nicht. Aber ich wünschte, ich hätte. Zu klar sind meine Gedanken. Zu klar die eiskalte Luft. Zu hell die Sterne. Zu hart die Schritte meiner Füße auf der dunklen Straße. Und zu deutlich deine Fäuste, die sich in deinen Taschen gebildet haben. Nur die Abdrücke deiner Fingerknöchel durch den dünnen Stoff reichen um mich frösteln zu lassen. Dein Blick ist zu abwesend. Deine Züge zu kalt. Dein Kopf zu gesenkt.
Ich weiß, woran du denkst. Und ich weiß auch, dass auch du den sinnlosen, viel zu lauten Wörtern keine Beachtung schenkst.
Der laute Mensch wechselt die Straßenseite. Muss pinkeln. Ich bleibe stehen und sehe dich an.
Es tut dir Leid.
„Muss es doch nicht.“
„Aber…das hatte doch nichts zu bedeuten?“
Ich erschrecke mich selber über den Stich, den diese Worte in meinem Herzen auslösen. Ich hab es ja vorher gewusst. Hab gewusst, was er wollte. Und was nicht.
„…“
„Ich mein.. oder liebst du mich?“
„Nein. Nein, Quatsch. Alles cool.“ Ich lächle. Das L-Wort. Er hat’s gesagt. Er hat mich in die Ecke gedrängt wie ein kleines, schwaches Kaninchen. Und mein Lächeln fängt an wehzutun. In meinem Gesicht. In mir drin.
„Alles klar, dann sind wir cool?“
„Alles cool.“
„Kommt das noch mal vor?“
„Nein. Nein, ich denke nicht.“ Ich stocke. Dein Blick verwirrt mich.
Habe deine nächsten Worte vergessen aber sie brachten mich dazu, mich auf die Zehenspitzen zu stellen und dir einen Kuss auf die Wange zu geben.
Und ehe ich darüber nachdenken konnte, spürte ich deine Lippen auf meinen.

***

Mein Handy vibriert. Der Bildschirm leuchtet auf.
„Ich hab Angst, dass du dich in mich verliebst oder dass diese Sachen unsere Freundschaft beeinflusssen.“
Du hast Angst, dass ich mich in dich verliebe?
Überleg dir sowas bevor du mich küsst. Bitte. Ich starre auf die kleinen schwarzen Buchstaben, bis sie vor meinen Augen verschwimmen und sinke auf mein Bett. Wie ferngesteuert fliegen meine Finger über die Tasten.
„Ach Quatsch, mach dir keinen Kopf :)“

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